Eine bewusste Entscheidung
Im Oktober 2019 haben wir uns entschlossen, ein Tiny House zu bauen â eine Entscheidung, die aus einer tiefen Phase der Selbstreflexion gewachsen ist. Mein Burnout zeigte uns, dass wir ein einfacheres, flexibleres Leben fĂŒhren möchten, frei von unnötigem Ballast. Ein mobiles Tiny House erschien uns als ideale Lösung: Es schenkt uns Freiheit, passt sich verĂ€nderten LebensumstĂ€nden an und ermöglicht uns, nachhaltig und minimalistisch zu leben.
In einer Welt, in der immer mehr Raum mit Dingen gefĂŒllt wird, haben wir uns bewusst fĂŒr das Gegenteil entschieden. Unser Tiny House steht fĂŒr Reduktion auf das Wesentliche â ohne Verzicht, sondern mit dem Gewinn von Klarheit, Naturverbundenheit und LebensqualitĂ€t.
Es ist weit gĂŒnstiger als ein klassisches Haus und lĂ€sst sich mit nachhaltigen Materialien bauen â ein Punkt, der uns besonders am Herzen liegt.
Auch bedeutet es fĂŒr uns weniger Ballast und mehr Freiheit. Statt grosser WohnflĂ€chen setzen wir auf durchdachte Lösungen, die Raum sparen und das Leben draussen wieder mehr in den Mittelpunkt rĂŒcken.
Nachhaltigkeit mit Hempcrete
FĂŒr uns bedeutet Nachhaltigkeit, Materialien zu wĂ€hlen, die natĂŒrlich, recycelbar und kompostierbar sind. Unser Ziel war es, unser Tiny House zu rund 90 % aus biologisch abbaubaren Baustoffen zu errichten.
Die Isolierung besteht aus Hempcrete â einem innovativen Material aus HanfschĂ€ben, Kalk, Mineralien und Wasser. Es speichert nicht nur WĂ€rme, sondern bindet COâ und verbessert die LuftqualitĂ€t im Innenraum. So bleibt das Haus im Sommer angenehm kĂŒhl und im Winter warm â somit reduzieren wir unseren Heizbedarf erheblich.
Heizlösung
Wir heizen mit einem 100-Liter-Badeofen, der mit Holz betrieben wird. Er erwÀrmt nicht nur unser Wasser, sondern gibt auch WÀrme sanft an den Raum ab.
Ăkologisches SanitĂ€rsystem
- Komposttoilette – mit Hilfe von RegenwĂŒrmern und Mikroorganismen wird alles in wertvollen Humus umgewandelt.
- Urin-Trennung – der Urin kann als natĂŒrlicher DĂŒnger fĂŒr Pflanzen genutzt werden.
- Grauwasser-Abfluss – das Wasser aus Dusche, SpĂŒle und Waschmaschine wird nach aussen geleitet.
Technische Details und Aufbau des Tinyhouses
Masse:
- LĂ€nge: 8 m
- Breite: 2.5 m
- Höhe: 3.6 m
- Gewicht: ca. 8 Tonnen
Materialien:
- AuĂenmaterial: LĂ€rchenholz
- Isolation: Hanfkalk (Hempcrete)
- Innenverkleidung: Fichte, thermobehandelt und gebĂŒrstet
- Schlafzimmerbereich: Decke aus Arvenholz
- Badezimmerwand: Schwarzkiefer mit HinterlĂŒftung
- WC & Bad: Komplett mit Leinöl behandelt (Feuchtigkeitsresistenz)
Energie & Warmwasser:
- Beheizung Ofen: Holzfeuerung mit 100-Liter-Badeofen fĂŒr die Warmwasseraufbereitung
- Beheizung Elektro: 30l Elektroboiler, das im Dauerbetrieb lÀuft und auch ohne Badeofen Warmwasser abgibt
Raumaufteilung:
- Vorderer Bereich: WC, Waschbecken, Dusche mit Holzbadewanne, Toplader-Waschmaschine
- Mittlerer Bereich: KĂŒche mit SchrĂ€nke, GeschirrspĂŒlmaschine, Gasherd, Elektrobackofen, Dunstabzugshaube, KĂŒhlschrank sowie Wohnzimmer mit Esstisch & Badeofen
- Hinterer Bereich: Schlafzimmer mit 1.8m Doppelbett, ein Kinderbett und drei Stauraumschubladen unterhalb des Bettes
Stauraumkonzept:
In einem Tiny House ist jeder Platz kostbar, deshalb haben wir unser Stauraumkonzept mit viel Bedacht gestaltet.
- Erhöhter Boden im Bad: Wir haben den Boden um 20 cm angehoben. So entstand nicht nur Platz fĂŒr die SanitĂ€rleitungen, sondern auch fĂŒr praktische Schubladen, die sich unsichtbar in den Boden integrieren.
- Doppelbett mit Stauraum: Das Bett wurde auf eine Höhe von 50 cm gesetzt, sodass darunter grosse SchubladenkÀsten untergebracht werden konnten.
- Oberhalb des Doppelbetts: Kinderbett mit Leiterzugang
- Klappbarer Esstisch mit Geheimfach: Das Esstisch ist nicht nur platzsparend klappbar, sondern verbirgt hinter seiner Konstruktion zusĂ€tzlichen Stauraum fĂŒr KĂŒchenutensilien oder AlltagsgegenstĂ€nde.
- KĂŒchenschrĂ€nke, hinter dem sich auch der Elektrokasten befindet. Ein kompakter GewĂŒrzschrank beim Kochherd rundet das Ganze noch subtil ab.
Grauwasserreinigung und DachbegrĂŒnung
Unsere Vision war ein autarkes Tiny House mit eigener Grauwasserreinigungsanlage und begrĂŒntem Dach. Doch aufgrund der hohen Kosten und dem zusĂ€tzlichen Gewicht mussten wir hier einen Mittelweg finden.
- DachbegrĂŒnung: Das Dach ist fĂŒr eine Bepflanzung vorbereitet â so können wir es spĂ€ter noch begrĂŒnen, um das Klima im Haus positiv zu beeinflussen.
- Pragmatische Lösung fĂŒr Wasser: Statt einer komplexen Grauwasserreinigung haben wir uns fĂŒr ein einfaches Abwasserrohr und eine Wasserzuleitung entschieden. Die meisten StellplĂ€tze oder GĂ€rten in der Schweiz sind bereits mit den nötigen AnschlĂŒssen ausgestattet, sodass wir hier unkompliziert bleiben konnten.